Materialien über Soayschafe:

Neue Artikel zu Themen rund um die Soayschafe finden sie hier: Link zu neuen Artikeln. (New articles with summary in English)


Das Textheft:

Sammlung überarbeiteter Artikel aus den „Mitteilungen für Soay-Schaf-Züchter” Ausgaben Nrn. 1 bis 8

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Soay-Schafe

Kurzdarstellung zu Herkunft und Bedeutung der Rasse

Einführung:

Soay-Schafe sind auf der St. Kilda-Inselgruppe, ungefähr 50 Meilen vor der Küste Schottlands beheimatet. Man darf sie nicht verwechseln mit den St. Kilda-Schafen, die eine spätere Züchtung sind.

Auf den Inseln befindet sich zur Zeit ein Bestand von rund 1500 Köpfen, der im Wildzustand lebt. In früheren Jahren wurden einige kleinere Herden in Zoos, Parks und staatliche Institute verbracht, einige auch privaten Zuchtzwecken zugeführt, die es dann ermöglichten, eine größere Zahl von Leuten mit dieser interessanten Rasse vertraut zu machen.


Beschreibung:

Das Soay-Schaf ist ein kleiner Typus mit schlankem Körper, langen Beinen und kurzem Schwanz. Das ausgewachsene Tier erreicht nur etwa 55cm Stockmaß. Sie sind erstaunlich trittsicher und springen gewandt.

Ausgewachsene Böcke wiegen zwischen etwa 38kg und 41 kg , weibliche Tiere sind etwa 14kg leichter.

Es gibt zwei ausgeprägte Farbvarianten. Überwiegend ist die Decke dunkelbraun mit Ausnahme der Unterseite, des Spiegels und je eines gelblichweißen Flecks über den Augen (die St. Kildaer nannten diesen Typ "Lachdann".) Diese Farbzeichnung gleicht der des Wildschafes und verweist auf die Herkunft der Soay-Schafe. Eine kleine Anzahl dunkler Tiere hat keine Abzeichen und wird als "self coloured" bezeichnet.

Ungefähr ein Drittel der Tiere in der Stammherde zeigen ein rehbraunes Fell. Gelegentlich kommt auch die Ausprägung einer weißen Anlage vor, die andeutet, wie sich moderne, weiße Schafe aus Soay-Typ-Beständen entwickelt haben könnten. Schwarze Lämmer sind bekannt und wurden bei dunklen Auen (Weibchen) im Wildbestand beobachtet.

Beide Geschlechter entwickeln im Kehl- und Halsbereich eine Mähne von schwarzem Haar, die vor allem im Alter, besonders eindrucksvoll bei Böcken, weniger entwickelt bei weiblichen Tieren auftritt. Böcke haben große, in einer Ebene abwärts gedrehte Hörner ohne Spiralbildung. In der Regel zeigen die Hornspitzen nach vorn, bei manchen erwachsenen Tieren drehen sie sich aber auch zur Kehle hin ein.

Die meisten Auen haben spießförmig nach hinten zeigende Hörner, im Ursprungsbestand kommen auch - seltener- hornlose Auen vor.


Verhalten und Fortpflanzung:

In ihrem wilden Zustand gleicht das Verhalten dem anderer Herdentiere mit einem sozialen Gefüge. Weibliche Tiere bilden größere Verbände mit einer geringen Hierarchie. Widder schließen sich zeitweise zu kleinen Gruppen zusammen, die zur Brunftzeit zerfallen, sich gelegentlich, aber nicht grundsätzlich, später wieder zusammenfinden. Weibliche Tiere sind dabei auch sehr stark territorial gebunden während die Widder oft weit umherschweifen. Männliche Tiere gesellen sich den Auenverbänden während der Brunftzeit zu und verlassen sie später wieder, lediglich Lammböcke und schwächliche Männchen verbleiben in den Auengruppen.

Sie sind sich ihrer Umgebung mehr bewusst als Schafe in menschlicher Obhut und scheinen sich zur Wahrnehmung drohender Gefahren mehr auf ihren Gesichtssinn zu verlassen. Bei Beunruhigung pflegen sie sich eher in kleinen Gruppen oder als Einzeltiere zu verteilen und später wieder zu sammeln, denn sich zur Verteidigung zusammenzuschließen.

Die Deckzeit fällt in den Herbst. Es zeigt sich eine hohe Sterblichkeitsrate bei Böcken, die in schlechter Kondition überwintern. Die Schafe sind früh fortpflanzungsfähig, es besteht ein Trend zu Zwillingsgeburten. Ein guter Durchschnitt liegt in der Größenordnung von 1,2 Lämmern pro Aue. (Mit modernen Zuchtmethoden kann diese Geburtenrate merklich gesteigert werden.)


Herkunft:

Es wird angenommen, dass die ersten domestizierten Schafe, die Großbritannien erreichten, um 3000 v. Chr. mit der Begründung erster neusteinzeitlicher Bauernsiedlungen auftraten. Diese Erkenntnis wurde durch Skelettfunde und bei seltenen Gelegenheiten durch Überreste von Kleidergeweben, die an archäologischen Fundorten gefunden wurden, belegt. Beide Quellen weisen auf einen Typus, vergleichbar den Soay-Schafen. Auf dem Festland wurden derartige Schafe vermischt mit später eingeführten Rassen oder starben aus. Nur auf einigen Inseln im westlichen Küstenbereich Europas, wie der Insel Soay, haben solche Schafe überlebt.

Die Vorfahren dieser Tiere sind die Mufflon Vorderasiens. Wir können sicher sein, dass sie den Schafen der späten Jungsteinzeit so nahe stehen wie kein anderes Tier, das man heute in Europa findet.

Wie die Herde ursprünglich auf die Insel kam, ist noch unklar. "Soay" ist das nordische Wort für "Schafinsel", aber ob die Wikinger für ihre Ansiedlung verantwortlich waren, oder sie einfach nur dort vorgefunden haben, ist nicht bekannt. Siedlungen haben auf St. Kilda schon vor der Wikingerinvasion bestanden.

Früher, vor der Räumung der St. Kilda-Inseln 1930, waren die Soay-Schafe beschränkt auf jene Insel von 250 acres, die ihnen den Namen gab. Sie hatten nur geringen Wert im Rahmen einer primitiven Jagdwirtschaft. Ein oder zweimal im Jahr erkletterten Männer die Felsen von Soay und jagten die Schafe durch Hetzen mit Hunden und in späteren Jahren mit Gewehren.

Nach der Evakuierung der Bevölkerung wurde der Tierbestand zunächst vom Laird of Macleod und ein Jahr später vom Marquis of Bute gekauft. Es war dessen Anliegen, aus den St. Kilda-Inseln ein Naturreservat zu machen.

Er verbrachte eine ausgewogene Herde von 107 Böcken, Muttertieren und Lämmern auf die Hauptinsel Hirta, wo sie gut gedieh.

Alle Herden auf anderen Inseln und dem Festland stammen ursprünglich von dem Bestand auf der Insel Soay ab, zumeist von jenen Tieren, die der Herzog von Bendford 1910 kaufte.

Es war ein gezieltes Vorgehen der Herzogin, eine dunkel gezeichnete Herde zu züchten, weil sie diese Farbe für die typische Soay-Farbe ansah. Deshalb findet man heute viele Bestände allein dieser Farbe.


Verwandte Rasen:

Schafe vom Soay-Typ sind die Hauptabstammungsquelle vieler anderer, kurzschwänziger Rassen.

Diese schließen ein: Finnische Landrasse, Isländische und North Ronaldsay, die direkter Abstammung sein mögen während viele der "tan-faced"-(braun, lohfarben)-Gruppe wie Portland, frühe Cheviot, Exmoor Horn usw. in ihrer Vorfahrenreihe Anteile dieses Typs finden.


Wolle:

Soay-Schafe können unabhängig von der Farbe in zwei Klassen unterschieden werden: haarige und wollige.

So wie ihre wilden Vorfahren haben viele ein Fell aus überwiegend groben, haarigen Fasern (kemps) mit sehr feiner Unterwolle. Bei den Übrigen verschwinden die Haarfasern aus dem Fell. Das wollige Soay-Schaf ist ein weiteres Bindeglied von den primitiveren haarigen Rassentypen zum modernen, hochentwickelten Vlies heutzutage.

Anders als moderne Rassen brauchen diese Schafe nicht geschoren zu werden, sondern verlieren ihr Fell im Sommer. Dies wurde früher auf St. Kilda gesammelt durch Aufsammeln oder Abzupfen vom Körper, doch waren angesichts der geringen Größe nicht mehr als 2 lbs (kaum 1kg) pro Tier zu bekommen. Dennoch wurde alljährlich genügend eingesammelt, um für den Eigenbedarf der St. Kildaer einen dichten Stoff (tweed) zu weben.

Ein Beitrag der Soay-Schafe zur Schafwirtschaft ist jedoch nicht allein Sache der Vergangenheit. In den vergangenen Jahren wurden Tiere nach Kanada und Festlandeuropa exportiert, um dort neue Bestände aufzubauen. Wenn auch die Zunahmerate nicht so groß ist wie bei modernen Rassen, so benötigen sie doch nur eine geringe Futtermenge und wenig Fürsorge. Sie können von daher wirtschaftlich interessant werden an mageren Standorten und einen speziellen Schlachtkörpermarkt bedienen.


Textveröffentlichung vom The Rare Breeds Survival Trust (T.R.B.S.T.) Ltd. 127, Abbots Road, Abbots Langley, Herts, WD5 0BJ.

Übersetzung: Götte/Weigelt; Überarbeitete Fassung: Holger Weigelt